eine unvergessliche erfahrung

Reisebericht von unserer individuellen Tour im Iran vom 21. März bis 02. Apri

von Kerstin Jöricke


kerstin joericke reiseberichtMein Freund und ich entschieden uns, über Ostern in den Iran zu fahren - genau zum Neujahrsfest (Noruz) der Iraner. Grund für die Reise war, dass mein Freund nach Qom und Mashad pilgern wollte.

Wie wir beide vor unserer Reise feststellen mussten, ist das Bild über den Iran durch unsere Medienerstattung nicht gerade positiv. Aufgrund dieser Reaktionen vor unserem Urlaub versuchten wir, uns auf mögliche Schwierigkeiten und Probleme u. a. vorab vorzubereiten.

Am 21.03.08 ging es mit neugierigem aber auch angespanntem Gefühl los und die ersten Stunden im Iran verliefen reibungsloser als wir annahmen. Dies sollte über die gesamten 13 Tage weiter so laufen.

Die ersten vier Tage waren wir in Tehran, wo wir es langsam angingen, damit ich mich insbesondere an diese andere Kultur gewöhnen kann. Ich, mit meinem außergewöhnlich Kopftuch (eher arabischer Stil) fiel natürlich auf und habe alle Blicke auf mich gezogen, was durch meine doch sehr weite Hose noch verstärkt wurde. Denn wie ich realisierte, werden die Kopftücher insbesondere nicht in Großstädten so streng getragen, wie ich anfänglich annahm. Die Oberteile waren zwar lang, aber z. T. doch figurbetont und dann eine Jeans drunter. Das führte dazu, dass ich mir erstmal einen ganz normalen Schal gekauft habe, den ich dann als Kopftuch getragen habe. In Tehran gibt es auch eine U-Bahn, wo vorne und hinten jeweils ein Wagen nur für Frauen sind, da dort die Griffe niedriger angebracht sind. Ansonsten gibt es gemischt geschlechtliche Wagen.

Als wir zur Stoßzeit mit der U-Bahn gefahren sind, war es so voll, dass ich in den etwas leereren Frauenwagen gegangen bin. Da ich ein-zwei Köpfe größer war, zog ich alle Aufmerksamkeit auf mich und jede Frau redete über mich. Das war etwas unangenehm, aber das sollte die einzige unangenehme Erfahrung bleiben. Auffällig in der U-Bahn war, dass die Männer für Frauen immer aufgestanden sind. So etwas findet man bei uns heute evtl. bei alten Damen - wenn überhaupt.

Weiter ging es nach Qom für zwei Tage. Das war hauptsächlich für meinen Freund interessant, da es sich bei Qom um eine Pilgerstadt handelt, da dort eine Schwester des 8. Imam begraben liegt. Hier habe ich auch meinen ersten Chador getragen, den man an Moscheen ausleihen kann. Also das Kopftuch war ja kein Problem, aber der Chador war nicht so einfach zu tragen. Zumal im Iran Temperaturen von 30 Grad herrschten. Zwar handelte es sich nur um ein großes dünnes Tuch, aber bei mir hat es gereicht, damit mir der Schweiß den Rücken hinunter lief. Frauen und Männer müssen getrennt in die Moscheen oder Haram gehen. Ich musste feststellen, dass die Moschee nicht nur zum beten genutzt wird, sondern auch um einfach nur zusammen zu kommen. So krabbelten die Kinder auf den Teppichen umher, spielten mit den Gebetsketten, die Frauen telefonierten oder die Kinder schlitterten mit ihren Socken auf dem Mamor umher. Eine ganz andere Atmosphäre als in unseren Kirchen.

Die nächsten vier Tage verbrachten wir in Esfahan - einer richtigen Touristenstadt - wo wir das erste Mal auf unserer Reise deutsche, österreichische und japanische Reisegruppen antrafen. In Esfahan gab es soviel zu sehen, dass wir gar nicht alles besichtigt haben. Wir hatten jeden Tag einen privaten Reiseleiter vom Hotel aus, der uns und eine andere Familie in Esfahan umher führte. Da wir zum Neujahrfest im Iran waren, trafen wir an den Sehenswürdigkeiten Massen von Iranern. Die nutzen die 13 freien Tage, um überall im Iran unterwegs zu sein nur nicht zu Hause blieben. In Esfahan aßen wir auch das erste Mal in einem traditionellen Restaurant, wo man auf großen Bänken sitzt, auf denen dann auch das Essen aufgetischt wird. Dort konnte ich endlich typisch iranische Küche genießen, die dem mecklenburgischen Geschmack sogar etwas ähnelt - süß! ;) In Esfahan haben wir ein Ehepaar auf ihren Flitterwochen aus Shiraz kennen gelernt, die sich vom muslimischen Glauben abgewandt haben und in Richtung Hinduismus tendierten. Das hat mich überrascht. Aber es wurde deutlich, dass sie dies nicht wirklich ausleben können. Von den beiden wurden wir nach Shiraz zu ihnen nach Hause eingeladen. Leider lag es nicht auf unserer Route und so viel Zeit hatten wir auch nicht mehr. In Esfahan lernten wir eine dann auch noch eine Familie aus Mashad kennen, was der letzte Punkt unserer Reise war. Zufällig fuhren sie am selben Tag zurück nach Mashad wie wir auch. Sie boten sie uns an, uns im Auto mit nach Mashad zu nehmen (1000 km Entfernung). Wir zogen es aber vor, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, da sie schon drei Personen waren.

Somit fuhren wir über Nacht mit dem Bus 17 Stunden von Esfahan nach Mashad für umgerechnet 17 € für zwei Personen und 1000 km. Die letzten drei Tage verbrachten wir mit der iranischen Familie, die wir in Esfahan kennen lernten. Es waren drei tolle Tage. Mashad war wieder eine Pilgerstadt, wo der 8. Imam begraben liegt. Mein Freund und der Sohn der Familie sind jeden Tag zum Sarg des Imam gegangen und haben gebetet. Ich selbst konnte mir den Sarg auch ansehen, wobei ich von der Tochter der Familie begleitet wurde. Es war schon beeindruckend zu sehen, wie emotional die Iraner ihrem Glauben nachgehen. Das ist für unsere Kultur eher untypisch. An einem Tag habe ich mehrere junge Männer im Alter von ca. 14-16 Jahren auf den Straßen gesehen, die ihre Schuhe gar nicht mehr angezogen hatten und weinend durch die Straßen liefen. Sie kamen vom Sarg des Imams. Das war sehr beeindruckend und hat auch nichts radikales, wie es gerne in unseren Medien benannt wird. Das ist einfach ihre Liebe für deren Glauben. Am anderen Tag fuhren wir raus zum Picknick, wozu wir von der Familie eingeladen wurden. Es war der Jahrestag der Islamischen Republik Iran (01.04.), was heißt, dass alle Familie picknicken fahren, wodurch eine Menge Verkehrsstau raus aus der Stadt verursacht wurde. Sogar im Kreisverkehr wurde das Picknick abgehalten. ;)  Die Mutter der Familie kochte extra für uns Fesanjun, was mir in Esfahan sehr gut geschmeckt hatte. Danach fuhren sie mit uns nach Tus, wo der Dichter Ferdowsi begraben liegt. An unserem letzten Tag wollten wir uns das Museum, welches zur Moschee und dem Mauseleum des Imams gehört, anschauen, wo ich von der kontrollierenden Frau wieder zurück geschickt wurde. Ich musste auf eine private Führerin warten, da Touristen sich nicht überall auf dem Gelände aufhalten dürfen, u. a. nicht am Sarg des Imams. Jedoch bin ich den Vorabend ohne Probleme reingekommen und habe den Sarg gesehen. So sollte es wohl sein. Danach aßen wir auf "Kosten des Imams" zu Mittag. Alle Pilger (nicht für Leute aus Mashad) können auf dem Gelände freies Mittagessen erhalten.

Dann hieß es Abschied nehmen vom Iran, der Familie aus Mashad und den freundlichen Menschen. Was mich am meisten beeindruckt hat, war diese Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft von den Iranern. In jeder Stadt haben wir Einladungen erhalten, sei es zum Mittagessen, Rechnung zahlen oder mit Leuten nach Hause gehen. In Qom hatten wir sogar Schwierigkeiten, ein Taxi zu bekommen. Da hatte ein Iraner angehalten, ist uns hinterher gelaufen und fragte uns, wo wir hin wollten. Daraufhin hielt er ein Taxi für uns an und überredete den Fahrer, uns ins Hotel zu bringen, was in die entgegengesetzte Richtung zur Moschee lag (es war gerade Betenszeit). Im Zug ist es so, wenn einer beginnt, Süßigkeiten zu essen, werden diese im ganzen Wagen herum gegeben. Wenn irgendwo eine Schlange ist (z. B. beim Reisebüro), dann wurden wir vorgelassen, ohne dass sich jemand beschwerte. Als Gast wird man immer vorgelassen - sogar auf den Toiletten. ;) Oder man wird mal schnell mit dem Auto dorthin gefahren, wo wir hin wollten. Der Reiseleiter in Esfahan hat uns zu seiner Mutter nach Hause genommen, weil ich mir gerne ein Bild von der häuslichen Situation machen wollte. Die Mutter fing sofort an, Tee zu kochen, Nüsse und Obst aufzutischen. Am liebsten hätte sie für uns auch noch gekocht. Das war so herzlich! Zum Schluss gab sie mir rechts und links ein Küsschen. Als wir mit dem Bus nach Mashad fahren wollten, wurden wir vom eigenen Taxifahrer des Hotels zum Busbahnhof gebracht.Er wartete so lange bis wir im Bus waren, notierte sich das Nummernschild und besorgte für uns Bananen, die er sich nicht bezahlen lassen wollte. So viele positive Eindrücke habe ich noch nie in einem Urlaub erlebt!

Reisen im Iran ist sehr günstig. Insgesamt haben wir in den 13 Tagen für uns beide lediglich 150 € verbraucht. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hat auch alles wunderbar geklappt.

Ich habe mich kein einziges Mal unsicher gefühlt. Für mich war es auch dahingehend entspannt, da mein Freund die Sprache schon eher konnte und sich daher um alles (Hotel, Taxi) kümmerte.

Die Hotels waren super, dafür dass im Reiseführer stand, dass man nach unseren Standards immer einen Stern abziehen muss. Wir hatten immer ein vernünftiges Bad und normale Betten. In zwei Hotels hatten wir sogar eine Küche und im letzten Hotel hatten wir sogar drei Räume, da es sich um ein Apartment Hotel handelte. Genauer durfte man zwar nicht hinschauen, aber da habe ich viel schlechtere Hotels in Paris und London gehabt.

Uns hat es beiden richtig gut gefallen und ich bin auch stolz, dass ich die Pilgerorte bereisen durfte und sogar Zugang zu den Heiligen Stätten hatte. Die Eindrücke haben noch lange nach dem Urlaub angehalten, was ich bisher so noch nicht erlebt habe!

Das Bild vom Iran, welches in unseren Medien vorherrscht, konnte ich in unserem Urlaub nicht wieder finden! Das zeigt mir mal wieder, dass Politik weit ab von den Menschen geschieht und dass man sich immer einen eigenen Eindruck verschaffen sollte!

Mir hat es so gut gefallen, dass ich Lust bekommen habe, noch mehr vom Iran zu sehen und wieder so nette und gastfreundliche Menschen zu treffen! Mal sehen, wann ich ein zweites Mal in den Iran fahre.

Diese Reise war eher eine unvergessliche Erfahrung als Urlaub!